23 Unfälle mit Geisterradlern in 3 Jahren
Initiative gegen Geisterradler: Vor 6 Jahren hing die Stadt zusammen mit der Polizei 40 Warntafeln wie diese in der Stadt auf
Polizei sieht kein generelles Problem

Friedrich Niemeyer
Cloppenburg Für Fußgänger, Autofahrer und andere Radfahrer sind sie ein Ärgernis: sogenannte Geisterradler. Das sind Radfahrer, die das Rechtsfahrgebot missachten, also regelwidrig auf der falschen Seite unterwegs sind und so Unfälle provozieren. Insbesondere Autofahrer rechnen nicht unbedingt mit von links heranbrausenden Radfahrern und übersehen sie deshalb leicht. Sind Geisterradler auch in Cloppenburg ein Problem? Die OM-Medien-Redaktion hat bei der Stadt und der Polizei nachgefragt.
In wie viele Unfälle sind Geisterradler in Cloppenburg verwickelt?
Die Polizei Cloppenburg hat auf Nachfrage in ihren Statistiken nachgeschaut: Von 2022 bis 2024 hat es in der Stadt 316 Unfälle gegeben, an denen Radfahrer beteiligt waren, teilt Oberkommissar und Pressesprecher Christoph Schomaker mit. „In 69 Fällen fuhr der Radverkehr nicht richtungstreu.“ Ein Radfahrer wurde dabei schwer verletzt, 51 leicht.
Aber nur weil Radfahrer auf der linken Seite fahren, heißt das nicht, dass sie das nicht auch dürfen. In der Emsteker Straße zum Beispiel dürfen Radfahrer legal auf der linken Seite auf dem Radweg fahren. Laut Polizei bleiben demnach von den 316 Unfällen mit Beteiligung eines Radfahrers 23 Fälle übrig, in denen Radfahrer regelwidrig auf der linken Seite fuhren und in einen Unfall verwickelt waren. 2022 waren es elf, 2023 und 2024 jeweils sechs. Zahlen zu diesem Jahr veröffentlicht die Polizei noch nicht.
Wie oft wurden Geisterradler angehalten und mit welchen Strafen müssen sie rechnen?
Die Polizei Cloppenburg führe keine Statistik darüber, wie oft sie Geisterradler im Straßenverkehr anhält. Wer jedoch erwischt wird, müsse mit Verwarngeldern in Höhe von 20 Euro und mehr rechnen.
Warum fahren Radfahrer auf der falschen Seite?
Laut Polizei zeige sich „immer wieder“, dass „einige Verkehrsteilnehmer“ gewisse Regeln schlicht nicht kennen würden. „Themen wie Bequemlichkeit oder der Faktor Zeit spielen aber auch immer wieder eine Rolle.“ Unter Umständen könnten außerdem die „Vielzahl der rechtlichen Vorgaben und Möglichkeiten“ eine Rolle spielen. Die Stadt meint, dass für Radfahrer zum einen nicht immer eindeutig erkennbar sei, wie sie sich regelkonform verhalten müssen, etwa aufgrund „verschiedener Arten der Wegeführung“. Zum anderen wichen Radfahrer Situationen aus, in denen sie sich unsicher fühlen, etwa aufgrund „fehlender Gleichberechtigung mit dem motorisierten Verkehr“.
Sind Geisterradler ein generelles Problem in der Stadt?
Ausgehend von den Zahlen könne nicht von einem generellen Problem gesprochen werden, meint die Polizei. Nichtsdestotrotz gehörten Geisterradler zu einer Unfallgefahr, „die es zu bekämpfen gilt“. Die Stadtverwaltung schreibt auf Nachfrage, dass sie Geisterradler durchaus als Problem in der Stadt sieht.
Wie bewerten Stadt und Polizei die Warnschilder-Initiative im Nachhinein?
Vor 6 Jahren haben Polizei und Stadt in einem gemeinsamen Projekt 40 Warnschilder (Extraanfertigungen aus Oldenburg) mit der Aufschrift „Geisterradler gefährden“ in der Stadt aufgehängt. Mancher hält sie eher für verwirrend als für zielführend. Ursprünglich sollten die Warntafeln Radfahrer sensibilisieren. Hat das was gebracht? Die Stadt meint: „Die Aktion war und ist sinnvoll“ und die Schilder seien „gut verständlich“. Die Polizei schreibt, die Schilder seien „ein gängiges Mittel, um auf die falsche Richtung aufmerksam zu machen“. Sie spricht aber auch von einem „gewissen Gewöhnungseffekt.“ Prävention als Ganzes und präventive Maßnahmen seien im konkreten Fall letztlich jedoch kaum messbar.
Sind weitere Aktionen und Maßnahmen geplant?
Die Stadt verweist auf das Mobilitätskonzept, das die Situation verbessern soll. In diesem Rahmen seien auch Aufklärungsmaßnahmen geplant. Zum Beispiel sollen mit Sprühkreide Symbole auf Radwege und Bürgersteige aufgebracht werden, die Geisterradler auf ihr Vergehen aufmerksam machen sollen. Zudem denkt die Stadt über Bauzaunbanner an den Straßen und Social-Media-Kampagnen nach.
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