Diese Stellen sind für Radler gefährlich

Die Polizei listet auf, wo Radfahrer im Cloppenburger Stadtgebiet besonders häufig verunglücken

Kreisel gehören zu den Gefahrenstellen: Am Lidl-Kreisel verunglücken Radfahrer überdurchschnittlich oft. © Fotos: Niemeyer

Diese Stellen sind für Radler gefährlich
Von Friedrich Niemeyer
Cloppenburg. Eines betont Michael Bertschik gleich zu Beginn:
Die Hauptgefahrenquelle ist nicht die Infrastruktur, sondern der Verkehrsteilnehmer. „Wenn
sich alle an die Regeln halten, passieren auch keine Unfälle“, sagt der Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen FahrradClubs (ADFC) Cloppenburg. Aber es gibt nun mal Stellen in
Cloppenburg, an denen sich Auto- und/oder Radfahrer überdurchschnittlich häufig nicht an
die Regeln halten und die deshalb besonders gefährlich sind.
Die Polizeiinspektion nennt auf Anfrage folgende drei Stellen, wo es besonders häufig zu
Unfällen mit Radfahrern kommt: die Kreisverkehre Pingel-Anton und Emsteker Straße/
Fritz-Reuter-Straße (Lidl-Kreisel) sowie die Kreuzung Eisenbahnstraße/Niedriger Weg/Spe-
ckenweg. Grundsätzlich gefährlich seien außerdem Einmündungen und Zufahrten, insbe-
sondere wenn Radfahrer auf Radwegen neben der Straße fahren und sie zudem in entgegengesetzter Fahrtrichtung unterwegs sind.
Das belegt auch die Zahl der schwerverletzten Radfahrer. Im vergangenen Jahr waren in der
Stadt 130 Radfahrer in Unfälle verwickelt, 90 davon verletzten sich leicht, sieben schwer. Drei der sieben schwerverletzten Radfahrer verletzten sich bei Abbiegeunfällen; einer, weil die Rechts-vor-links-Regel nicht beachtet worden ist, teilt die Polizei mit.
Radfahrer würden oft übersehen, weil sie nicht auf der Straße fahren, sondern nebenher, sagen Bertschik und Franz Böckmann, zweiter Vorsitzender des ADFC.
Autofahrer, die zum Beispiel einen Kreisel anfahren, müssen nicht nur auf den Kreisverkehr
achten, sondern auch auf die Radfahrer, die von rechts oder links heranrauschen und die
Straße queren. Vergessen Autofahrer den Schulterblick, kann es schnell krachen.
Bertschik und Böckmann plädieren deshalb dafür, die Radfahrer gemeinsam mit den Autos auf der Straße fahren zu lassen – auch innerhalb der Kreisverkehre, die dann aber verbreitert werden müssten. So hätten Autofahrer die Radfahrer besser im Blick
und Radfahrer würden nicht mehr auf der falschen Seite fahren.
Mittelfristig bleibt es an vielen Stellen bei separaten Radwegen
Das ist aber noch eine Zukunftsvision. Mittelfristig bleibt es in Cloppenburg an vielen Stel-
len bei separaten Radwegen. Was sowieso immer gilt, gilt deshalb umso mehr: gegenseitige
Rücksichtnahme. Verkehrsteilnehmer sollten aufmerksam, vorausschauend, regelkonform
und defensiv am Straßenverkehr teilnehmen, rät Verkehrssicherheitsberater Achim Wach. Man solle stets auch mit den Fehlern anderer rechnen. „Es hilft insbesondere Radfahrenden, den Blickkontakt zum anderen Verkehrsteilnehmer zu suchen sowie sich ihren zustehenden
Raum selbstbewusst zu nehmen“, sagt Wach.
Allerdings steht Radfahrern an einigen Stellen viel zu wenig Platz zu, kritisiert der ADFC.
Nur 80 Zentimeter sei der Radstreifen auf der Soestenstraße breit, das sei viel zu wenig. Eine Tempo-30-Zone könne das Problem lösen, sagt Böckmann. Denn dann dürften Radfahrer sich die Fahrstreifen mit den Autos teilen und müssten sich nicht mit den schmalen Radstreifen begnügen. Tempo 30 sollte die Stadt außerdem auf weiteren Straßen einführen, zum Beispiel auf der Straße Pingel-Anton in Höhe des ZOBs, weil dort sehr viele Schüler unterwegs seien. Auch die Verkehrsführung sei an vielen Stellen verbesserungswürdig, zum Beispiel auf der Kreuzung Eisenbahnstraße/Niedriger Weg/Speckenweg. Radfahrer werden auf die linke Straßenseite geführt, wenn sie aus östlicher Richtung auf die Kreuzung zufahren, erklärt Bertschik.
Sie fahren also – regelkonform – in entgegengesetzter Richtung über die Kreuzung. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Autos sie übersehen.
Der ADFC zählt Parkbuchten ebenfalls zu den Gefahrenquellen. Auf der Emsteker Straße verletzte sich im letzten Jahr ein Radfahrer schwer, weil er in die offene Tür eines Autos krachte.
Um solche „Dooring“-Unfälle zu verhindern, rät Bertschick zum „Holländer-Griff“: Autofahrer
sollten die Tür mit der rechten Hand öffnen, weil sich der Kopf so in Richtung Schulter bewegt und sich der Blick damit nach hinten richtet. Der Polizei wiederum fällt auf,
dass Radfahrer in Cloppenburg häufig das Handy während der Fahrt benutzen, sie häufig ohne Licht und regelwidrig auf der falschen Straßenseite sowie durch
die Fußgängerzone fahren. Kreisel gehören zu den Gefahrenstellen: Am Lidl-Kreisel verunglücken Radfahrer überdurchschnittlich oft.

Copyright: OM-Medien / Münsterländische Tageszeitung Text und Foto von Friedrich Niemeyer.

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