Gesamtnote 4,2: Radfahrer sehen Bedarf
Im ADFC–Fahrradklima-Test landet Cloppenburg im hinteren Mittelfeld / Breitere Wege für mehr Sicherheit
Von Friedrich Niemeyer
Cloppenburg. Radfahrer fühlen sich auf Cloppenburgs Straßen sehr unsicher. Zu diesem Ergebnis kommt der Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), an dem sich in Cloppenburg 323 Radfahrer beteiligt haben. Sie stellen der Stadt ein schlechtes Zeugnis aus: Die Gesamtnote lautet 4,2. Im bundesweiten Vergleich landet Cloppenburg auf Platz 311 von 447 Orten mit 20.000 bis 50.000 Einwohnern.
Zum Vergleich: Die Stadt Vechta hat eine deutlich bessere Gesamtnote (3,42)
erreicht und landet auf Platz 30. Bewertet wurde nach Schulnoten.
Bei der Breite der Radwege und -streifen schneidet Cloppenburg besonders schlecht ab. Hier erreicht die Stadt die Note 5,2; 53 Prozent der Teilnehmer geben eine 6. Eine Durchschnittsnote von 5,1 erreicht die Kreisstadt beim „Fahren im Mischverkehr mit Kfz“: 90 Prozent der Radfahrer fühlen sich „bedrängt oder behindert“, wenn sie sich Straßen mit Autos und Lkw teilen müssen. Sie geben der Stadt die Note 4, 5 oder 6. 87 Prozent fühlen sich als Radfahrer im Straßenverkehr gefährdet und geben der Stadt bei der Frage der Sicherheit ebenfalls die Note 4, 5 oder 6. Ein weiterer großer Kritikpunkt: Falschparker auf Radwegen würden zu großzügig geduldet (Note 5,0). Bürgermeister Neidhard Varnhorn schreibt auf Anfrage: „Das Ergebnis überrascht mich nicht“.
Die Verwaltung sei sich bewusst, dass die Stadt Defizite beim Radverkehr hat. Das gemeinsame Ziel mit der Politik sei es, den Fahrradverkehr flüssiger zu gestalten und das Fahrradfahren in Cloppenburg sicherer zu machen.
„Fahrradfahren soll in Cloppenburg
Spaß machen. Dafür werde ich mich weiter einsetzen“, so Varnhorn.
Er verweist auf das Mobilitätskonzept, das in Kürze erstellt werden solle. Dienen solle es künftig als Grundlage für die weiteren Planungen der städtischen Verkehrspolitik.
Die Stadt erhoffe sich daraus insbesondere auch Vorschläge, wie sie den Radverkehr verbessern kann. Besonders eng ist es für Radfahrer zum Beispiel auf der Soestenstraße im Bereich des Kaufland-Marktes. Zuletzt hatte der Ausschuss für Bau und Verkehr im November 2022 entschieden, den Radstreifen farblich zu markieren. Die Arbeiten dafür sollen noch in diesem Jahr beginnen, teilt die Stadt mit. Weiter heißt es auf Anfrage, die Verkehrssituation in der Soestenstraße werde im Rahmen des Mobilitätskonzeptes bewertet und in das Konzept einfließen. Der ADFC Cloppenburg fordert mehr Geschwindigkeit bei der Verbesserung der Radinfrastruktur in Cloppenburg.
„Es geht alles zu langsam“, sagt der zweite Vorsitzende, Franz Böckmann, auf Nachfrage.
Der Weg vom Kaufland bis zur Fritz-Reuter-Kreuzung sei zum Beispiel nicht richtig durchdacht. Radstreifen müssten mindestens 1,60 Meter breit sein und Autofahrer
müssten mindestens einen Abstand von 1,50 Metern einhalten, wenn sie Radfahrer überholen. Wenn sie das nicht einhalten können, müssten sie sich gedulden und hinter den Radfahrern bleiben. „Ich wünsche mir mehr Rücksicht“, sagt Böckmann. Ideal wäre es, wenn auf allen Straßen Cloppenburgs maximal Tempo 30 gelte. Zuletzt hatte Cloppenburg 2018 am Fahrradklima-Test teilgenommen. Damals erreichte die Stadt die Gesamtnote 4,1 und lag damit nur etwas besser als in der aktuellen Auswertung (4,2).
Nicht alles aber bewerten die Radfahrer negativ. So heben sie die gute Erreichbarkeit des Stadtzentrums und das Radfahren durch Alt und Jung (beide 2,7) positiv hervor. Im Vergleich zu anderen Orten vergleichbarer Größe sticht außerdem die Werbung für das Radfahren heraus: Hier schneidet Cloppenburg 0,7 Notenpunkte besser ab, als vergleichbare Kommunen.
Copyright: OM-Medien / Münsterländische Tageszeitung Text und Foto von Friedrich Niemeyer.