Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Cloppenburg

Radfahren soll noch attraktiver werden: Der Landkreis Vechta will den Ausbau von Radwegen voranbringen. Hier Radler am Dümmersee. Foto: M. NiehuesRadfahren soll noch attraktiver werden: Der Landkreis Vechta will den Ausbau von Radwegen voranbringen. Hier Radler am Dümmersee © Matthias Niehues

Landkreis will Rad-Pendlerrouten bauen

Landkreis Vechta.

Planungen für zwölf Strecken stehen/Jetzt müssen Flächeneigentümer für die Vorhaben gewonnen werden.

Von Matthias Niehues

Von Matthias Niehues
Landkreis Vechta. Die Zahlen sind mehr als beeindruckend und zeigen, dass der Landkreis Vechta bei der E-Mobilität bundesweit ganz vorne liegt. So gehört die Region zu den vier Landkreisen in Deutschland mit der höchsten Anzahl an Elektroautos, bestätigt Landrat Tobias Gerdesmeyer. Auch bei E-Bikes ist die Region ganz vorn dabei. Umso interessanter ist es zu wissen, welche Verkehrsmittel die Bevölkerung nutzt, um tagtäglich den Alltag zu bewältigen.
Deshalb hat der Landkreis im vergangenen Jahr eine Haushaltsbefragung im Landkreis Vechta durchgeführt, auch um zu erfahren, in welchen Bereichen es Optimierungspotenzial gibt. Jetzt liegen die Zahlen auf dem Tisch. Der sogenannte „Modal Split“ zeigt, welche Verkehrsmittel durchschnittlich zum Zuge kommen. Es überwiegt, wie sollte es auf dem Lande anders sein, das Auto. Damit bewältigen 51 Prozent, derer, die an der Umfrage teilgenommen haben, die meisten Wege.
Zusätzliche 8 Prozent aller Strecken werden als Beifahrer zurückgelegt. Aber stolze 29 Prozent aller Wege werden im Landkreis Vechta bereits mit dem Rad bewältigt. Ein hervorragender Wert, denn im bundesweiten Vergleich sind dies gerade einmal 8 Prozent. So stark ist im hiesigen Landkreis der Anteil, der zu Fuß gegangen wird. Schlusslicht sind die öffentlichen Verkehrsmittel mit gerade einmal 4 Prozent. 
Die Zahlen verschieben sich entsprechend, wenn nach der Verkehrsmittelwahl beim Wegezweck gefragt wird. Denn hier dominiert erwartungsgemäß der Pkw mit 66 Prozent bei der Fahrt zum Arbeitsplatz. Auch dienstliche beziehungsweise geschäftliche Fahrten werden zu 77 Prozent mit dem Auto zurückgelegt. Das Rad mit 47 Prozent und die öffentlichen Verkehrsmittel mit 25 Prozent gewinnen nur bei den Fahrten zur Schule beziehungsweise zum Ausbildungsplatz.
Dass das Auto so dominiert, liegt auch daran, dass stolze 93.860 Pkw im Landkreis Vechta angemeldet sind, das entspricht einer Pkw-Dichte von 635 Fahrzeugen je 1000 Einwohner. Der bundesweite Schnitt liegt bei 580 Pkw. 40 Prozent aller Haushalte besitzen im Landkreis 2 Pkw, 14 Prozent sogar 3 Pkw oder mehr. Erfreulich ist, dass 12 Prozent aller hiesigen Pkw elektrisch angetrieben werden. Bundesweit sind es im Vergleich gerade einmal 3,3 Prozent.
63 Prozent aller Räder im Landkreis Vechta sind E-Bikes 
Beeindruckend sind vor allem die Zahlen zum Fahrradbesitz im Landkreis Vechta. Durchschnittlich gehören jedem Haushalt 3,1 Räder. Stolze 63 Prozent davon sind sogenannte Pedelecs, also E-Bikes. Bundesweit liegt der Anteil gerade mal bei 13 Prozent. Landrat Gerdesmeyer führt den hohen Anteil bei der E-Mobilität auf die wirtschaftlich starke Region zurück. Und auch darauf, dass viele E-Fahrzeuge über Firmen für die Mitarbeiter geleast werden.
Bei der Umfrage des Landkreises zu täglichen Wegestrecken, ist vor allem herausgekommen, dass die mit dem Auto zurückgelegten Distanzen zu 38 Prozent weniger als 5 Kilometer betragen und 25 Prozent der Wege weniger als 3 Kilometer lang sind. Zudem werden rund 8000 Pkw-Fahrten pro Werktag für den Hol- und Bringverkehr zur Schule aufgewendet. In allen Fällen sieht die Behörde ein hohes Verlagerungspotenzial Richtung Fahrrad. Beim Schulweg rät der Landkreis dazu, dies zu fördern, indem Hol- und Bringzonen eingerichtet oder beispielsweise spezielle „Schulstraßen“ eingerichtet werden.
Großes Potenzial sieht der Landkreis vor allem bei der Einrichtung interkommunaler Radverbindungen, die als Pendlerradwege genutzt werden können. Denn bei der Umfrage hat sich auch herausgestellt, wie stark die Verbindungen zwischen den einzelnen Orten frequentiert werden. Am stärksten befahren ist die Strecke zwischen Vechta und Lohne. Hier gibt es täglich 15.600 Bewegungen. Zwischen Lohne und Dinklage sind es 8500 Wege, zwischen Goldenstedt und Vechta sind es 8300. Insgesamt werden kreisweit rund 31.000 Wege am Tag zurückgelegt.
Der Landkreis hat bereits 12 Rad-Pendlerrouten im gesamten Kreisgebiet herausgearbeitet, die eine Alternative zur Autofahrt darstellen würden und zum Beispiel auf alten oder an bestehenden Bahntrassen vorbeiführen. Diese Wege müssten entsprechend ausgebaut werden, um attraktiv zu sein. Für die Streckenführung wären verschiedene Ausbaumodelle möglich. 
Bei einer reinen Pendlerroute nur für Radfahrer wäre der Fahrstreifen beispielsweise 3 Meter breit. Inklusive seitlicher Baumbepflanzung und Entwässerungsmulde wäre hier eine Mindestbreite von 6 Metern erforderlich. Möglich wäre auch eine Pendlerroute, die zudem für den landwirtschaftlichen Verkehr freigegeben wäre. In diesem Fall müsste die Fahrbahn auf 3,50 bis 4 Meter verbreitert werden. Außerdem wären dann hin und wieder Ausweichbuchten für den Begegnungsverkehr anzulegen.
Dass sich die Befragten eine deutliche Entwicklung in diese Richtung wünschen, hat sich insbesondere bei der Online-Befragung der Bürger nach Verbesserungen zur Mobilität im Landkreis Vechta gezeigt. Die mit Abstand meisten Reaktionen gab es zum Thema Radverkehr. Deshalb hat sich der Landkreis jetzt diese Ziele gesetzt, um die Mobilität im Landkreis Vechta und somit in allen Kommunen zu optimieren. 
Vor allem soll der Radverkehr gefördert werden. Hier gibt es nach Überzeugung des Landkreises das größte Potenzial. Insbesondere der Bau von attraktiven Rad-Pendlerrouten, der alle Kommunen ideal miteinander verbindet, steht ganz oben auf der Agenda. Von den zwölf ausgearbeiteten Routen, so Tobias Gerdesmeyer, hat die zwischen Vechta und Lohne höchste Priorität. Die Planungen gibt es schon seit etlichen Jahren.
Nach Angaben des Landrates verzögern bisher Flächeneigentümer die Umsetzung. Sowohl Wegegenossenschaften als auch vereinzelt Landwirte seien bisher nicht bereit, die wenigen notwendigen Meter Land für das Vorhaben einzubringen. Dabei würden alle davon profitieren. Insbesondere dann, wenn Radwege gebaut werden würden, die auch landwirtschaftlich genutzt werden dürften, erklärt Gerdesmeyer. 
Er hofft darauf, dass die Eigentümer bald zum Wohle aller einlenken und die ersten wünschenswerten Rad-Pendlerrouten schon bald Realität werden können.

Copyright: OM-Medien / OM-Online / Text und Foto von Matthias Niehues.


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