
Platz für Radfahrer: Der Weldemannsweg soll zur Fahrradstraße umgebaut werden © Georg Meyer.
Löningen soll Fahrradstraße bekommen
Ausschuss empfiehlt Ausbau des Weldemannswegs/Stadt liegt bei Fahrradklimatest weit hinten
Von Meike Wienken
Löningen. Der Weldemannsweg soll jetzt zur ersten Fahrradstraße in Löningen ausgebaut werden. Das hat der Planungsausschuss am Donnerstag einstimmig empfohlen. Wegen der neuen Kategorisierung kann die Stadt für die Sanierung der Straße Fördermittel beantragen. Vorteil für die Anwohner: Sollte die Förderung bewilligt werden, kämen auf sie weniger Kosten zu.
Denn wie bei allen größeren Maßnahmen an ihrem Straßennetz wird die Stadt auch von den Grundstücksbesitzern im Weldemannsweg Anliegerbeiträge verlangen. So sieht es eine Satzung vor, die im vergangenen Jahr noch einmal zu Gunsten der Anwohner verändert worden war. Sie sollen künftig stärker von Fördermaßnahmen profitieren können. Im Zuge der Vorbereitungen hatte die Stadt im März eine Anliegerversammlung einberufen. Dort forderten Bewohner die Verwaltung auf, sich um weitere finanzielle Hilfen zu bemühen. Mit einer einfachen Straßensanierung wären diese aber nicht möglich. Bei Fahrradstraßen dagegen schießt das Land über die N-Bank maximal 70 Prozent der Baukosten hinzu. Allerdings werde nur der reine Straßenbau gefördert, schränkt Bauamtsleiter Klaus Sandmann ein.
In Fahrradstraßen wird dem Radverkehr grundsätzlich Vorrang eingeräumt. Autos dürfen maximal 30 Kilometer pro Stunde fahren, für den Schwerlastverkehr besteht ein Durchfahrverbot. Laut Sandmann sollen die Förderanträge noch in diesem Jahr gestellt werden, Baubeginn wäre dann 2026. Sollte das Land die gewünschten Mittel bewilligen, dürften die Anliegerbeiträge um rund ein Drittel sinken. Die zahlreich zur Sitzung erschienenen Bewohner zeigten sich mit den Planungen ebenso zufrieden, wie die Vertreter der einzelnen Fraktionen.
Die Fahrradfreundlichkeit ihrer Stadt beurteilen Löningens Bürger aktuell dagegen nur durchschnittlich. Beim Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) vergaben sie die Gesamtnote 3,6. Gegenüber 2022 (3,5) ist das eine leichte, gegenüber 2020 (3,2) sogar eine deutliche Verschlechterung. 132 Radfahrerinnen und Radfahrer hatten sich an der Umfrage beteiligt, schreibt der Club. Besonders schlecht bewerten sie den Zustand der Radwege (4,9).
Dass die Stadt in der Vergangenheit viel für den Radverkehr getan hat, fanden zum Zeitpunkt der Umfrage im Herbst 2024 weniger als 10 Prozent. Als ungenügend empfinden die Befragten auch die Einbindung des Fahrrads in den öffentlichen Nahverkehr. Außerdem würden Falschparker auf Radwegen zu wenig kontrolliert. Lob gibt es jedoch für die Erreichbarkeit des Stadtzentrums und die Möglichkeit, Einbahnstraßen auch in Gegenrichtung mit dem Rad befahren zu dürfen. Mit den örtlichen Wegweisern sind die Radler ebenfalls zufrieden.
Der Fahrradklima-Test gilt als Stimmungsbarometer der Radfahrer in Deutschland. Alle 2 Jahre bewerten sie ihre Kommunen nach Kriterien wie Sicherheit, Infrastruktur und Komfort. Bundesweit beteiligten sich dieses Mal annähernd 213.000 Menschen aus 1047 Städten und Gemeinden. Im deutschlandweiten Vergleich von 423 Städten mit bis zu 20.000 Einwohnern belegte Löningen diesmal Platz 108. Lindern, Essen und Lastrup tauchen in der Liste nicht auf. Dort hatten sich jeweils zu wenige Bewohner an der Umfrage beteiligt.
„Die Zahlen zeigen, dass es in Löningen noch deutlich Luft nach oben gibt“, lautet Egbert Schäpkers Fazit. Der Grünen-Ratsherr ist Mitglied des ADFC. Die Qualität der Radwege möchte er dringend verbessern. „Das gilt sowohl für die Oberflächen als auch für die Breite.“ Der Evenkamper fordert auch die Einführung eines Winterdienstes. Der Radverkehr müsse als gleichwertige Mobilitätsform ernst genommen werden. „Und zwar nicht nur mit Symbolpolitik, sondern durch konkrete Maßnahmen im Alltag.“ Investitionen in den Radverkehr seien keine freiwillige Aufgabe. „Sie sind eine Notwendigkeit“, findet Schäpker.
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