
Tiefe Spalten: An den schlimmsten Stellen kann ein 20-Cent-Stück mehrere Millimeter in den Asphalt gesteckt werden. © Thomas Vorwwerk
Radweg ist fertig und hat schon Risse
Im Juli wurde die 5,6 Kilometer lange Strecke an der Petersfelder Straße feierlich eingeweiht
Von Thomas Vorwerk
Garrel. „Nun haben wir einen nagelneuen Radweg mit 2,50 Metern Breite.“ Das sagte ein sichtlich erfreuter Landrat Johann Wimberg vor 2 Monaten, als die Verbindung zwischen Petersfeld und Garrel offiziell freigegeben wurde. „Wir haben den schönsten Radweg im ganzen Landkreis“, schwärmte ein Nachbar. 8 Wochen später zeigt der „nagelneue Radweg“ aber bereits erste Risse. Offensichtlich sind es die Wurzeln der Eichen, die den Asphalt nach oben drücken. Ein 20-Cent Stück lässt sich ein paar Millimeter hineinschieben. Kommt im Winter der Frost, dürfte sich das Schadensbild schnell vergrößern.
Für Walter Einhaus ist das keine Überraschung. Er ist Anlieger der Straße und hat einen Teil seiner Ackerfläche zur Verfügung gestellt, damit das Projekt überhaupt umgesetzt werden konnte. Schließlich wurde die Trasse von bisher 1,80 Meter auf 2,50 Meter verbreitert. „Es gab im Vorfeld eine Info-Veranstaltung und damals habe ich gefragt, ob auch Wurzelsperren vorgesehen seien“, berichtet er im Gespräch mit den OM-Medien. Nach seinen Informationen aus Gesprächen mit Mitarbeitern des ausführenden Unternehmens sei keine einzige Wurzelsperre verbaut worden. Das bestätigt auf Nachfrage auch der Landkreis.
Der Ausbau der gesamten Strecke von 5,6 Kilometern ist in zwei Etappen erfolgt. Der erste Teil wurde vor rund einem Jahr fertiggestellt und ging von der Bundesstraße 72 bis zum Abzweig „Güldenweg“. Als Einhaus vor wenigen Wochen dort mit seinem E-Bike gefahren ist, „fing es auf einmal an zu huckeln“. Erst sei es eine Stelle gewesen und dann seien ihm immer mehr Unebenheiten aufgefallen. Auch ein Nachbar, mit dem er sich später unterhielt, hatte diese Beobachtung bereits gemacht. Selbst ein Mann aus Beverbruch, mit dem der Bezirksvorsteher bei anderer Gelegenheit zu tun hatte, sprach ihn auf das Thema an.
Auf knapp ein Dutzend Schadstellen kommt der 70-Jährige, wenn er die komplette Strecke abfährt. Ihm ist es wichtig, jeden Baum – wenn möglich – zu erhalten. Wurzelsperren könnten auch dazu führen, dass eine vielleicht schon geschwächte Eiche abstirbt. „Dann muss man das in Kauf nehmen“, so Einhaus. Ihn ärgert es aber massiv, dass hier 1,3 Millionen Euro ausgegeben wurden und es sich abzeichnet, dass das Ergebnis nicht von langer Dauer sein wird. Oder aber, dass es schnell zu einem Flickenteppich wird, weil die einzelnen Risse ausgebessert werden.
Baumerhaltung: Diverse Varianten wurden geprüft
Der Radweg an der Kreisstraße 150 ist eine der ersten Maßnahmen im Radwegverbreiterungsprogramm, teilte der Landkreis auf Nachfrage mit. Entsprechend seien im Planungsprozess unterschiedliche Varianten betrachtet worden, um möglichst viele Bäume zu erhalten und den Grunderwerb für den Radweg zu reduzieren. „Während der Planung wurden mehrere Aspekte geprüft, bis schließlich eine Lösung gefunden worden ist. Für die Radwegverbreiterung wurde der vorhandene Asphaltaufbau abgefräst, in dem Verbreiterungsbereich ein Höhenausgleich mit neuem Schotter hergestellt und im Anschluss die Asphalttrag- und Asphaltdeckschicht hergestellt“, erklärte dazu Pressesprecher Frank Beumker.
Über die Möglichkeit von Wurzelsperren beziehungsweise Wurzelbrücken sei im Vorfeld gesprochen worden. „Zusammen ist man zu dem Entschluss gekommen, dass Wurzelbrücken/Wurzelsperren aus bautechnischer und wirtschaftlicher Sicht keinen nennenswerten Mehrwert haben. Bei der Vielzahl an Bäumen im Trennstreifen wäre eine Wurzelbrücke keine sinnvolle Option gewesen, da dies eine veränderte Bauweise darstellt. Es wären dadurch sehr viele Fugen im Radweg sowie ein unterschiedliches Setzungsverhalten aufgrund der unterschiedlichen Materialien entstanden, wodurch die Befahrbarkeit des Radweges mit dem Fahrrad deutlich schlechter geworden wäre.“
Im Zuge der Bauumsetzung wurde durch die Umweltbaubegleitung empfohlen, dass einzelne Bäume entnommen werden, da die Wurzeln bei den Bauarbeiten zu sehr beschädigt worden wären, schreibt Beumker weiter. Auch wurden Bäume gefällt, deren Wurzeln absehbar den Radweg hochdrücken würden. An anderen Stellen wurden Wurzeln gekappt und entfernt.
Hinweise auf Mängel bei der Ausführung während der Baumaßnahme gibt es bisher nicht. Die ersten Wurzelhebungen wurden bei der Endabnahme im Juli 2025 festgestellt und dokumentiert. „Die Baufirma muss in einem anderen Bereich noch Nachbesserungen am Radweg durchführen und in diesem Zuge wird in einem noch festzulegenden Rahmen auch ein Teilabschnitt des Radweges geöffnet, um zu sehen, wie der Untergrund dort aussieht und woher der Schaden stammt. Die Arbeiten sollen voraussichtlich Ende September/Anfang Oktober stattfinden.“ Zu möglichen Mehrkosten konnte der Landkreis noch keine Aussage treffen. Dafür müsse erst einmal die tatsächliche Ursache festgestellt werden.
Der „schönste Radweg im Landkreis“ wird diesen Titel wohl nicht lange verteidigen können. Reparaturen werden nicht nahtlos erfolgen und dort, wo man zunächst auf Maßnahmen verzichtet, bleibt es vorerst uneben.
Copyright: OM-Medien / OM-Online / Text und Foto von Thomas Vorwerk.
