
Hier liegt einiges im Argen: Die Eschstraße muss nach dem Verkehrsversuch grundlegend saniert werden. © Friedrich Niemeyer
Stadt Cloppenburg Verkehrsversuch soll mehr Akzeptanz schaffen
Auf der Cloppenburger Eschstraße setzt die Stadt jetzt die erste sichtbare Maßnahme des Mobilitätskonzepts um
Von Friedrich Niemeyer
Cloppenburg. Die Stadt startet aller Voraussicht nach im Herbst einen Verkehrsversuch auf der Eschstraße und führt darüber hinaus die schon beschlossene Einbahnstraßenregelung auf der Bahnhofstraße ein. Damit setzt sie die ersten sichtbaren Maßnahmen des Mobilitätskonzepts um. Ein Ziel: Fahrradfahrer sollen dort und an anderen Stellen künftig mehr Platz bekommen. Einige Cloppenburger stört das, das weiß auch Bürgermeister Neidhard Varnhorn. „Manche sind skeptisch gegenüber Veränderung“, sagt er bei einem Vor-Ort-Besuch. „Wir wollen eine Gewöhnung hinkriegen und zeigen den Bürgern: Ist doch gar nicht so schlimm!“
Die Eschstraße soll während des Verkehrsversuchs zu einer „Fahrradstraße light“ werden, ergänzt Bauamtsleiter Marcel Möller. „Die Radfahrer sollen nicht mehr übersehen werden.“ Bereits im Verkehrsausschuss teilte Möller mit, dass es regelmäßig zu gefährlichen Situationen auf der Eschstraße komme. Bislang müssen die Radfahrer noch auf den schmalen Radstreifen fahren. Autos fahren knapp an ihnen vorbei, es gibt kaum Platz zum Überholen.
Während des Verkehrsversuchs fahren die Radfahrer dagegen gleichberechtigt mit den Autofahrern auf der Fahrbahn. Überholen ist nicht mehr möglich. De facto geben also die Radfahrer das Tempo vor; mindestens bis Sommer 2027, falls die Stadt den Verkehrsversuch vorher nicht abbricht, was auch möglich wäre. Das Ziel: Erfahrungen und Erkenntnisse für eine spätere dauerhafte Umgestaltung sammeln.
Geplant sind ein 2,50 Meter breiter Mittelstreifen mit Pflanzkübeln und Markierungen, um die Fahrspuren optisch zu trennen. Die Straße soll letztlich schöner und sicherer werden, der Verkehr flüssiger.
Die neue „Fahrradstraße light“ schließt an die Kirchhofstraße an, Cloppenburgs viel gescholtene, bislang noch einzige Fahrradstraße. „Als Stadt haben wir uns mit dieser Fahrradstraße einen Bärendienst erwiesen“, sagt Varnhorn heute. Sie sei viel zu kurz und für den Autoverkehr zu attraktiv. Anders als es bei Fahrradstraßen normalerweise ist, ist diese Fahrradstraße für Autos eigentlich gesperrt, mit Ausnahme der Anlieger. Immer wieder staute sich der Autoverkehr dort dennoch.
Die Polizei fischte mehrfach reihenweise Autofahrer heraus, die verbotenerweise durch die Fahrradstraße fuhren. Künftig soll die Kirchhofstraße Teil einer langen „Radhauptverbindung (RHV) 1“ sein, die von Ost nach West durch die gesamte Stadt führt; von der Höltinghauser Straße, über den Speckenweg, die Eisenbahn- und die Bahnhofstraße, die Sevelter Straße sowie die Esch- und die Kirchhofstraße bis zur Vahrener Straße. Bereits beschlossen ist zum Beispiel, dass auch die Eisenbahnstraße zur Fahrradstraße wird. Das will die Stadt im nächsten Jahr umsetzen, so der Cloppenburger Bürgermeister.
Die Radhauptverbindungen gehören zum Kern des Mobilitätskonzepts. Insgesamt gibt es sechs. Die erste und zweite will die Stadt als Erstes abarbeiten, sagt Möller. Die zweite RHV führt von Nord nach Süd.
Lange habe die Straßenbaubehörde nach dem Leitgedanken der „Leichtigkeit des Verkehrs“ gearbeitet, so Varnhorn und Möller. Heißt: Vor allem der Autoverkehr stand im Fokus. Das habe sich nun geändert, unter anderem aufgrund neuer Gesetze.
Wenn der Verkehrsversuch auf der Eschstraße endet, muss die Stadt sie sanieren. Nicht nur der Asphalt muss ausgetauscht werden, auch darunter „liegt einiges im Argen“, so Varnhorn. Nach dem Verkehrsversuch müsse die Stadt sie deshalb grundlegend sanieren, unter anderem auch die Regenwasserkanalisation.
Sollte der Verkehrsversuch glücken, kann sie die sowieso notwendigen Bauarbeiten nutzen, um aus dem vorübergehenden Versuch eine dauerhafte Umgestaltung zu machen. Es seien auch „feste Bepflanzungen“ denkbar, um die Eschstraße zu begrünen und die Aufenthaltsqualität zu steigern.
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