Tabula rasa für Cloppenburgs Radwege Gästebuch
Tabula rasa für Cloppenburgs Radwege
Text von Otto Höffmann.
Überwiegend befestigte Wege. Kein besonderes Können erforderlich. Der All-in-One Routenplaner ist voll des Lobes über das Radwegesystem im Landkreis Cloppenburg und lockt mit blumigen Worten nach neuen Mitgliedern für seine „komoot-Community“.
Radfahren rund um die Kreisstadt sei wohl die schönste Art, diese Ecke Niedersachsens zu erkunden. 20 Bewertungen schließen sich an, mit einem Klick im Internet erreichbar. Mit ein paar Euro sind Sie dabei.
Ist bestimmt toll, den Atlantik zu erkunden. Am besten schwimmend. Und möglichst weit raus. Wenn nur die Haie nicht wären. Das Oldenburger Münsterland ist eine der schönsten Ecken im Nordwesten.
Sie zu erkunden, lohnt sich immer wieder. Ganz toll auch mit dem Fahrrad. Wenn nur die Radwege nicht wären. Welcher Werbetexter die Feststellung zu Papier gebracht hat, es handele sich um „überwiegend befestigte“ Wege, und es sei „kein besonderes Können“ erforderlich, ist mit Sicherheit nie den Radweg von Cloppenburg nach Cappeln entlang des Cappelner Dammes oder zurück gefahren. Oder nach Vahren.
Wenn das Fahrrad heil bleibt und nur der Hintern sich wie eine überdrehte Heizdecke anfühlt, ist man mit einem blauen Auge davongekommen. Jahrzehnte ist es hier, als dieser wie manch andere schöne Wege für die Radler angelegt wurde. Zwischen den Autos auf dem Cappelner Damm, einer Reihe alter Eichen und jüngerer Buchen oder Birken und den landwirtschaftlich ausgiebig genutzten Flächen mäandert der Radweg dahin.
Was muss es schön sein, dachten sich wohl in guter Hoffnung die Macher, hier unter den Bäumen, geschützt und behütet, die Natur zu erleben. Wenn nur die Bäume nicht wachsen würden. Diesem fatalen Irrtum war man ja in Cloppenburg schon damals beim Stadion erlegen. Aus versunkenen Zeiten, als es noch einen Ballspielverein (BVC) gab, der auch noch mit Bällen spielte und nicht nur die Insolvenzleiter rauf und runter, in diesen rauen Zeiten also war das Ballspielfeld umrahmt von hohen Pappeln, was ein tolles Bild abgab, sommers wie winters.
Aber auch die Pappeln am Stadion taten etwas, womit die meisten nicht gerechnet hatten: Sie wuchsen. Was blieb, war tabula rasa. Weder schaffte es links ’ne Pappel noch rechts ’ne Pappel, und auch mittendrin blieb gar nichts. Eine Leere, die gähnte, aber sie machte ja den Blick frei auf das BVC-Stadion.
Damit hatten die Baumfäller aber ohnehin, was sie nicht ahnten, gewissermaßen mit Zitronen gehandelt. Denn als die Pappeln rund ums Stadion entfernt waren, sauber, kurz und glatt, war bald auch im Stadion eine Leere, die nur noch gähnte, abgesehen von gelegentlichen Wasserstandsmeldungen des Inso-Verwalters. Die Pappeln hätten vielleicht noch gnädig die Schatten über den Murks gelegt.
Manchem Radweg rund um Cloppenburg wird’s wohl bald vergleichbar gehen. Denn die Wurzeln der umstehenden Bäume wachsen zum Bedauern der Straßenbauer immer noch. Sie drängen nach oben, zum Licht, zur Freiheit. Was hindert da einen eine dünne Teerschicht? Also tabula rasa für den Radweg am Cappelner Damm, der Molberger Straße, an der Talsperre oder sonst wo, wo die Wurzeln weiter wachsen?
Erst einmal hat die Behörde Schilder aufgestellt. Weil es ja um kleine Radwege geht und nicht um große Straßen, sind auch die Schilder größenmäßig angepasst. „Achtung. Straßenschäden“ warnen sie überall.
Klein und kompakt. Das ist aber nett, könnte man denken, da weisen uns die Verantwortlichen auf die gefährlichen Huckel und Buckel hin, selbstlos wie sie sind, da sie natürlich nur unser aller Wohl im Behörden-Sinne haben.
Schön wär’s. Die Schilder dienen vielmehr lediglich der Entlastung des Straßenbauträgers. Wir haben doch früh und eindeutig darauf hingewiesen, dass der Radweg kaputt ist. Damit haben wir unserer Verkehrssicherungspflicht Genüge getan. Und sonst verklagt uns doch einfach.
Und so waschen sie weiterhin Hand für Hand rund um die Uhr. Doch irgendwann bleibt nur die Sperrung. Dann ade, du mein Radwanderland. Bis dahin, liebe Radlerinnen und Radler rund um Cloppenburg: Hals- und Beinbruch.
Copyright: OM-Medien / Münsterländische Tageszeitung / Text von Otto Höffmann.