
Und jetzt? Auf der Löninger Straße enden die Radschutzstreifen in beide Richtungen im Nichts. © Friedrich Niemeyer
Wenn der Schutzstreifen plötzlich endet
Wenn der Schutzstreifen plötzlich endet
Buckelpisten, zu schmale Streifen: ADFC nennt Stellen, die für Radfahrer in der Stadt brenzlig sind
Von Friedrich Niemeyer
Cloppenburg. Als Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Cloppenburg ist Michael Bertschik beinahe täglich mit dem Rad in der Stadt unterwegs. Er kennt die Radwege – und fragt man ihn, wo es seiner Meinung nach denn Verbesserungsbedarf gibt, muss er nicht lange überlegen. Im Gespräch mit den OM-Medien nennt er einige Stellen in der Stadt, die für Radfahrer nicht nur nervig, sondern gefährlich seien – und das seit Jahren schon.
Gefahrenstelle Nummer 1: Kreuzung Löninger Straße/Fritz-Reuter-Straße/Prozessionsweg
Radfahrer, die die Kreuzung Löninger Straße/Fritz-Reuter-Straße/Prozessionsweg überqueren wollen, brauchen nicht nur viel Geduld, sie werden auch alleine gelassen. Gleich zweimal endet die Markierung des Schutzstreifens mitten auf der Löninger Straße im Nichts. „Da ist wohl die Farbe ausgegangen“, so Bertschik. Radfahrer müssen reagieren – und weichen oft notgedrungen auf den Gehweg aus.
In Richtung Kaufland bleiben sie regelkonform vor der Fußgänger- und Radfahrerampel stehen. Überqueren sie die Kreuzung an der Stelle, müssen sie anschließend – streng genommen – kurz absteigen, das Rad für einige Meter über den Bürgersteig schieben, nur um nach ein paar Sekunden wieder aufs Rad zu steigen und (vor dem Friseur-Salon „Le Barbier“) über den Bordstein wieder auf den Schutzstreifen zu gelangen. „Wenn sich die Polizei da hinstellen würde", sagt Bertschik, „müsste sie die Radfahrer der Reihe nach anhalten.“
Aufgrund der aktuellen Verkehrsführung gefährdeten Radfahrer nicht nur Fußgänger. Autofahrer würden die Radler auch leicht übersehen, wenn sie plötzlich auf den Radstreifen, also auf die Straße, fahren.
Gefahrenstelle Nummer 2: Rot-weißer Huckel vor der Sporthalle an der Leharstraße
Leicht zu übersehen und deshalb gefährlich sei ein rot-weißer Huckel an der Einfahrt zum Radweg zwischen der Straße „Hemmelsbühren“ und dem Sportplatz in Sternbusch. „Das kann die Stadt wirklich abreißen“, meint Bertschik. „Das ist saugefährlich.“ Er beobachtet, dass Radfahrer den Huckel nicht selten zu spät sehen, deshalb plötzlich ausweichen und anderen Radfahrern und Fußgängern in die Quere kommen.
Gefahrenstelle Nummer 3: Zu schmale Radschutzstreifen auf der Soestenstraße
Viel zu schmal seien die Streifen, über die Radfahrer auf der Soestenstraße in beide Richtungen geführt werden. Bertschik hat nachgemessen: Zwischen 84 und 118 Zentimeter hätten Radfahrer nur Platz. Das führe zu brenzligen Überholmanövern, erklärt er und weist darauf hin, dass Autofahrer innerorts einen Abstand von 1,5 Metern zu Radfahrern einhalten müssen, wenn sie sie überholen. Zudem befinden sich auf den Streifen, entlang der Bordsteinkanten, Gullys. Da müssten die Radfahrer drüber-„rumpeln“, sagt der ADFC-Vorsitzende.
Gefahrenstelle Nummer 4: Buckelpiste entlang der Sevelter Straße
Holprig geht es zu auf dem beidseitigen Geh- und Radweg entlang der Sevelter Straße in Sternbusch. Das hatte Bertschick bereits im vergangenen Jahr kritisiert. Die Radfahrer schüttele es dort richtig durch („Wupp, wupp“), an vielen Stellen, aber besonders an den Einfahrten. Bertschik wünscht sich, dass Radfahrer und Fußgänger einen breiten, roten und geteerten Streifen bekommen. Der gepflasterte Weg könne dann wegfallen.
Aber auch für Autofahrer sei die Strecke brenzlig. Denn Radfahrer, vor allem Schülerinnen und Schüler, seien dort oft als „Geisterradler“ unterwegs. Dazu verleite sie die Verkehrsführung, meint Bertschik. Wenn die Schüler zum Beispiel zur Oberschule Pingel Anton wollen, hätten sie vor dem ZOB oft kaum eine Möglichkeit, die Straße zu überqueren. Also fahren sie schon vorher, auf der Sevelter Straße, regelwidrig auf der linken Seite.
Weitere Gefahrenquelle: Mülltonnen
Stellen die Cloppenburger ihre Mülltonnen vor die Haustür, glichen die Radwege in der Stadt nicht selten einem Slalom-Parcours, betont Bertschik. Die Mülltonnen stünden zu oft mitten auf den Radwegen, was zu gefährlichen Situationen führe. Der ADFC-Vorsitzende rät: Wenn Radfahrer einen solchen „Slalom-Parcours“ für nicht mehr zumutbar halten, dürften sie auf die Straße ausweichen.
Statistische Unfallschwerpunkte
Neben den von Michael Bertschik genannten Gefahrenstellen hatte die Polizei auf Nachfrage von OM-Medien vor 2 Jahren Stellen in der Stadt genannt, die statistisch gesehen Unfallschwerpunkte für Radfahrer sind. Das sind die Kreisverkehre Pingel-Anton sowie Emsteker Straße/Fritz-Reuter-Straße (Lidl-Kreisel) und die Kreuzung Eisenbahnstraße/Niedriger Weg/Speckenweg. Grundsätzlich gefährlich seien außerdem Einmündungen und Zufahrten, insbesondere wenn Radfahrer auf Radwegen neben der Straße fahren und sie zudem in entgegengesetzter Fahrtrichtung unterwegs sind.
Bertschik hofft derweil, dass sich die Situation mit der Umsetzung des Mobilitätskonzepts bessert. Zudem rät er den Verkehrsteilnehmern dazu, auch mal den Schuh des anderen anzuziehen, um dessen Situation besser zu verstehen.
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