Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Cloppenburg

Wer zu spät kommt, verpasst die Grünphase: Autofahrer dürfen fahren, während Fußgänger und Radfahrer warten müssen. © Michael Jäger

Grüne und UWG gegen „Bettelampeln“

Dauergrün für Autos: Radler und Fußgänger müssen drücken, wenn ihr Rot enden soll/Ungerecht für Politiker

Von Friedrich Niemeyer


Cloppenburg. Ist eine „Bettelampel“ in Sicht, kann es sich für Radfahrer lohnen, noch einmal ordentlich in die Pedalen zu treten. Denn wenn sie Pech haben, drücken sie ein paar Sekunden zu spät auf den Taster – und verpassen die Grünphase. Die Autofahrer, die in der gleichen Richtung unterwegs sind, dürfen dann fahren, während Fußgänger und Radfahrer auf die nächste Grünphase warten müssen. Das kann je nach Ampel schon mal ein paar Minuten dauern, zum Beispiel an der Kreuzung Fritz-Reuter-Straße/August-Wibbelt-Straße.


Das System „Bettelampel“ möchte die Grüne-UWG-Gruppe in Cloppenburg jetzt abschaffen.

„Bettelampeln“ sind Druckknopf-Anlagen, bei denen Radler und Fußgänger erst Grün bekommen, wenn sie es anfordern. Ansonsten hat der Autoverkehr freie Fahrt. Mehr noch: Wer während der Grünphase für den parallel fahrenden Autoverkehr auf den Taster drückt, erhält kein Grün, sondern muss bis zur nächsten Grünphase warten.
„Bettelampeln“ verlangsamten Radfahrer und Fußgänger und benachteiligten sie „erheblich“, schreibt Gruppensprecher Michael Jäger (Grüne). Ursprünglich seien sie eingeführt worden, um den Autoverkehr „intelligenter“ und „flüssiger“ zu machen. Denn je seltener Fußgänger und Radfahrer die Straße betreten, so der Gedanke, desto öfter haben Autofahrer freie Fahrt. Das sei unzeitgemäß und klimapolitisch eine falsche Priorisierung des motorisierten KfZ-Verkehrs, teilt die Gruppe mit.
Der Stadtrat solle nun über eine Resolution abstimmen und die Landesregierung auffordern, „dafür Sorge zu tragen, dass sogenannte Bettelampeln im Bereich der Stadt Cloppenburg kurzfristig zugunsten fuß- und radfahrfreundlicher Anlagen abgeschafft werden“. In der Stadt gebe es mehrere dieser Ampeln, auf deren Schaltung die Stadt selbst keinen Einfluss nehmen könne, weil sie sich an Bundes-, Landes- oder Kreisstraßen befänden und somit in den Zuständigkeitsbereich der Straßenbauverwaltung des Landes fielen. Die zeige sich jedoch nicht bereit, diese Art der Verkehrssteuerung aufzugeben.
Konkret solle der Cloppenburger Stadtrat laut Antrag fünf Maßnahmen fordern:
So sollten automatische Grünzeiten für Fußgänger und Radfahrer mit jedem Ampelumlauf eingeführt werden.
Grünzeiten dürften für Fußgänger und Radfahrer nicht zugunsten des abbiegenden Autoverkehrs verkürzt werden.
Die Grünzeit müsse so bemessen sein, dass auch langsame Menschen in einem Zug, ohne etwaiges Warten auf einer Mittelinsel, die Straße überqueren können.
Ampeln sollten für Fußgänger und Radfahrer kurz vor dem parallelen Autoverkehr grün werden, da dies bei Abbiegeverkehr zu mehr Sicherheit beitrage.
Überflüssige Taster sollten entfernt werden.
Die Grüne-UWG-Gruppe weist außerdem darauf hin, dass „Bettelampeln“ häufig mit Bedarfsampeln verwechselt werden. Letztere seien dazu gedacht, dass sie für Fußgänger und Radfahrer an Straßen zwischen Kreuzungen per Knopfdruck auf Grün schalten. Bedarfsampeln seien also unabhängig von einer Kreuzung geschaltet. Sie erleichtern es Fußgängern und Radfahrern, Straßen zu queren und erhöhten damit den Komfort des Fußverkehrs.
In vielen Städten werden die „Bettelampeln“ mittlerweile ersetzt. In Hamburg war im Dezember letzten Jahres das System erstmals umgekehrt worden. Dort müssen Autofahrer – gesteuert über ein Kamerasystem – betteln.

Copyright: OM-Medien / Münsterländische Tageszeitung Text von Friedrich Niemeyer.

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