Ausbau dringend notwendig: Auf dem Garreler Weg zwischen Staatsforsten und Cloppenburg-Zentrum haben Radfahrerinnen und Radfahrer aktuell wenig Platz. Das soll sich ändern, wenn hier eine Fahrradstraße entsteht. © Foto: Berg

Radschnellverbindung nimmt Form an

Start von Staatsforsten und Cloppenburg / Kreis Vechta könnte später kommen / OM-Medien ist mitgeradelt

Von Normann Berg
Oldenburger Münsterland. Der Fahrradverkehr im Oldenburger Münsterland hat in den vergangenen Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Nicht nur für sonntägliche Ausflugsfahrten werden der klassische Drahtesel oder das moderne  E-Bike mittlerweile genutzt, sondern immer häufiger auch für den Weg zur Arbeits- und Ausbildungsstätte. Was bislang oft fehlt, sind komfortable Radrouten, die die Zentren miteinander verbinden und nicht vom Autoverkehr dominiert werden.

Das ändert sich.
Einige Vorhaben zur besseren Fahrradmobilität sind in den jüngsten Jahren bereits realisiert worden, etwa zwischen Bühren und Langförden oder zwischen Lohne und Dinklage. Jetzt wird aber am ganz großen Rad gedreht – und zwar nicht nur sprichwörtlich: Der Landkreis Cloppenburg plant die erste große Radschnellverbindung im Oldenburger Münsterland. Auf einer Gesamtstrecke von zunächst 27 Kilometern sollen Garrel, Cloppenburg und Emstek miteinander verbunden werden. Später könnten Abzweige Richtung Friesoythe, Löningen und in den Kreis Vechta (über Langförden) hinzukommen.

Radvorrangroute heißt das Projekt auf Behördendeutsch.
Radschnellweg wäre deutlich griffiger. Dafür werden aber nicht alle offiziellen Kriterien erfüllt. Auch Radvorrangrouten sind „hochwertige Verbindungen im Radverkehrsnetz“, wie es in den Qualitätsstandards heißt. Dazu gehört etwa eine Mindestbreite von 2,50 Meter. Sei’s drum: Was bislang eher am Reißbrett und in Verwaltungssälen Formen annahm, wird jetzt auch greifbar. Das wurde auf einer Radtour deutlich. Dazu hatte der Landkreis Cloppenburg eingeladen.

23 Kommunalpolitiker und Gemeindevertreter nahmen daran teil. Auch OM-Medien und  ADFC radelten mit. Los ging es in Staatsforsten, im äußersten Norden der Kreisstadt Cloppenburg. Dort soll später – via Werner-Baumbach-Straße und Amerikastraße – auch Garrel angebunden werden.
Den Auftakt der neuen Radvorrangroute macht jedoch der Abschnitt zwischen Staatsforsten und der Cloppenburger Innenstadt. 5,1 Kilometer lang ist das Teilstück und führt größtenteils über den Garreler Weg sowie später unter anderem über Am Dornkamp und St.-Peter-Straße zur Kreuzung Osterstraße. Der Clou:
„Dieser gesamte Bereich soll, in Abstimmung mit der Stadt Cloppenburg, zur Fahrradstraße werden“, sagt der Abteilungsleiter Kreisstraßen beim Landkreis Cloppenburg, Bastian Klänelschen. Ein entsprechender Planungsauftrag sei bereits vergeben worden, fügt er im Gespräch mit OM-Medien an. Noch in diesem Jahr
werde mit Ergebnissen gerechnet. Fahrradstraße, das bedeutet: Der Radverkehr hat hier Priorität, der Autoverkehr ist maximal geduldet, es gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern. Aktuell müssen sich die Tourteilnehmer noch über einen schmalen Radweg entlang der von relativ wenigen Autos befahrenen Straße vorwärtsbewegen. Zusätzlich ist nicht nur auf dem Garreler Weg, sondern auch in allen anderen dunklen Ecken der künftigen Route, eine sogenannte intelligente Beleuchtung geplant, erklärt Klänelschen. Dabei schalten sich die Laternen an, sobald sich ein Radfahrer oder eine Radfahrerin nähert – und anschließend wieder aus. Diese Idee fand großen Anklang in der Runde.
Mittlerweile hat der Tross die Höltinghauser Straße erreicht. Hier soll die künftige Radvorrangroute im sogenannten Mischverkehr fortgeführt werden. Auto- und Radverkehr teilen sich dabei die Fahrspuren. Auch hier gilt dann Tempo 30. Weiter geht es entlang von Alter Emsteker Weg und Niedriger Weg. Hier ist von Landkreis und Stadt vorgesehen, den Radverkehr weitgehend auf einem separaten Radweg fließen zu lassen. Ausnahme ist ein kleines Stück (siehe Karte), das zur Fahrradstraße umfunktioniert werden soll. Kurz vor der Gemeindegrenze in Richtung Emstek ist angedacht, den Autoverkehr auszusperren und ihn ausschließlich über die Emsteker Straße zu lenken. In der Gemeinde Emstek führt die Route weiter über die Westeremsteker Straße auf die Eichenallee. Unklar ist noch, ob die Radfahrenden hier auf der Straße oder auf einem separaten Radweg fahren werden. Das folgende Teilstück von der Abzweigung Herzog-Erich-Weg über Zum Gogericht bis zur Einmündung in das Industrie- und Gewerbegebiet ecopark soll derweil in eine Fahrradstraße umgewandelt werden. „Wir stehen voll hinter den Plänen“, sagt Emsteks Bürgermeister Michael Fischer, der bei der Infotour selbst mitradelt. Seine Überzeugung: „Wir müssen mehr Platz schaffen für den Radverkehr.“
Wie geht es weiter? Die Planungen für den ersten Abschnitt von Staatsforsten ins Cloppenburger Zentrum haben – wie beschrieben – begonnen. Daran anschließen könnte sich das Teilstück von der Höltinghauser Straße bis zur Gemeindegrenze Emstek. Einen konkreten Zeitplan gebe es zwar nicht, sagt Kreisstraßen-Planer Klänelschen. Gleichwohl würden die Planungen, wenn sie konkret werden, so schnell wie möglich in den Verkehrsausschuss eingebracht, wo die Politik darüber entscheide, bekräftigt der zuständige Baudezernent des Landkreises Cloppenburg, Ansgar Meyer.
 

Copyright: OM-Medien / Münsterländische Tageszeitung Text und Foto von Normann Berg.

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    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

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