Das Mysterium Fahrradstraße
Wir alle kennen den Begriff „Fahrradstraße"
ein Artikel von Bianca Sieg vom ADFC Hannover
Artikel aus HannoRad 1/2024 von Bianca Sieg
Wir alle kennen den Begriff „Fahrradstraße“, sind sicherlich mit dem Rad (oder Auto) schon auf der Fahrbahn aufgefallen. Doch auch unter ambitionierten Radfahrer*innen wissen viele Menschen nicht, was genau das eigentlich bedeutet. Was macht eine Fahrradstraße aus und wie habe ich mich als Radler*in oder Autofahrer*in zu verhalten? In diesem Beitrag wollen wir endlich mal Licht ins Dunkle bringen. Die Regeln in einer Fahrradstraße haben wir in der Abbildung unten zusammengefasst. Wie Verkehrsteilnehmer*innen sich in Fahrradstraßen verhalten sollen, ist somit ziemlich klar definiert. Anders sieht das mit den Gestaltungsrichtlinien von Fahrradstraßen aus. Gesetzlich gibt es hier noch keine verbindlichen Vorgaben, außer dass eine Fahrradstraße mit Verkehrsschild gekennzeichnet werden muss.Dennoch gab es 2021 einen Präzedenzfall, in dem ein Anwohner klagte und das Verwaltungsgericht Hannovers das Urteil verkündete, dass die Fahrbahn einer Fahrradstraße pro Richtung mindestens 2 Meter betragen muss. Bei einem Parkstreifen kommen sogar noch 0,75m Schutzstreifen dazu. Bei einer Straße mit einseitig parkenden Autos und Verkehr in beide Richtungen macht das also 4,75 m. Wenn man diese Angaben als Richtwert nimmt, ist klar: Die meisten Fahrradstraßen sind zu schmal. An ein sicheres Überholen oder Nebeneinanderfahren ist meistens nicht zu denken und auch die meisten Autofahrer*innen benehmen sich nicht so, als wären sie Gast auf der Fahrradstraße. Dabei müssten nebeneinander fahrende Radler*innen theoretisch nicht mal Platz machen, wenn ein entgegenkommendes Auto nicht ausreichend Platz hat, um an ihnen vorbeizufahren. Denn: Radverkehr hat Vorrang.Doch sowohl Rad- als auch Autofahrer*innen wissen in den meisten Fällen nicht, was sie eigentlich dürfen und was nicht. An dieser Stelle fehlt eine Menge Aufklärung und vielleicht auch mal die ein oder andere Kontrolle von Autofahrer*innen. Also: Wenn Sie bis hierhin gelesen haben, nutzen Sie ihr vielleicht neu erlesenes Wissen und klären Sie Freund*innen und Familie auf! Je mehr Menschen Bescheid wissen, desto eher kommen wir zu einem fahrradfreundlichen Verkehrsklima in Fahrradstraßen.
Bianca Sieg